KoMarTec
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Langzeiterfahrungen

In den vergangenen Monaten und Jahren hatten wir hinreichend Gelegenheit Erfahrungen mit der MIRAGE zu sammeln. Um den Überblick nicht zu verlieren haben wir diese in 8 Kategorien eingeteilt:  Pflegeaufwand, Bauqualität, Ausrüstung, Regattatauglichkeit, Langzeitsegeln, Navigation, Sicherheit, Lebensmittel

 

Pflegeaufwand:

 

Es gibt Aussagen die halten sich hartnäckig:

- Spinat essen ist gesund

- Holzboote sind Pflegeintensiv

 

Für ein Boot aus massivem Holz stimmt das, für ein Boot aus Bootsbausperrholz trifft das aber in keiner Weise zu!

Es handelt sich viel mehr um einen Verbundwerkstoff aus Supra-Mahagoni-Furnieren und (Epoxy)-Leim.

Übrigens wurde das größte jemals gebaute (und geflogene) Flugzeug ebenfalls aus Sperrholz gebaut. Es handelt sich um die Hughes H-4 Hercules (Ihr Spitzname: Spruce Goose zu deutsch "Fichtengans") 

Das in mehreren Lagen verleimte Mahagoni-Bootsbausperrholz arbeitet nicht, der Rumpf ist somit absolut dicht.

Auf die Holzplatten gibt es eine Garantie gegen Verrottung von 25 Jahren.

Zusätzlich wird das Holz durch diverse Lackschichten geschützt.

Außen, im Über- und Unterwasser-Bereich sind es 10 Lagen mit diversen 2-Komponenten-Epoxy-Lacken.

Innen besteht die Lackierung aus 3 Lagen 2-Komponenten und 1 Lage 1-Komponenten-Lack. 

2-Komponenten Lacke glänzen immer, 1-komponentige gibt es auch in matt, das fanden wir schöner.

 

Welche Arbeiten fallen für das Winterlager an?

- Bei einer der letzten Fahrten im Jahr wird das Teakdeck ordentlich abgeschrubbt und mit
  Salzwasser gespült.

- Boot unter der Wasserlinie mit Hochdruckreiniger abspritzen (erledigt die Werft, beim Auskranen,
  Zeitaufwand ca. 1/2 Stunde)

- Antifouling grob abschleifen, ist in einem 1/2 Tag erledigt, danach kommt das Boot in die Halle.

- Propeller und Antriebswelle von Muschelbewuchs befreien, Opferanoden austauschen und
  Motor sowie Trinkwassersystem winterfest machen, dauert etwa einen Tag.

- Teakdeck kontrollieren u.U. weiter Reinigen.

- Im Frühjahr dann den Wasserpass ab kleben und eine Lage neues Antifouling aufbringen, ist
  ebenfalls in ca. einem Tag erledigt.

 

Das war es auch schon...

wenn man sich keine Schrammen beim An- / Ablegen in den Rumpf gefahren hat.

 

Im Frühjahr 2017 bekam ich ein schlechtes Gewissen. Neben der MIRAGE lag ein GFK-Motorboot und Mitarbeiter der Werft polierten den Rumpf; zwei Tage lang.

Das hatte ich die letzten 3 Jahre an meinem Boot nicht gemacht, es gab für mich keinen erkennbaren Grund. Der Rumpf glänzte noch wie am ersten Tag.

Da ich gerade dabei war ein paar Schrammen auszubessern, polierte ich meinen Rumpf ebenfalls. Ich sah aber keinen Unterschied zu vorher, der Lack war offenbar immer noch einwandfrei.

 

Was die Schrammen angeht, erfordert das Ausbessern bei Klarlack etwas Zeit.

Mit dem Wasserfarbpinsel muss die Schramme mit 2-Komponentenlack aufgefüllt werden.

Spachteln geht natürlich nicht, man würde es sonst sehen.

Je nach Tiefe der Schramme können das 5-7 Lagen sein. Jede Lage muss zumindest etwas trocknen, so dass man nur 2-3 an einem Tag aufbringen kann. Nach vollständigem Trocknen muss angeschliffen werden. Ist die Schramme aufgefüllt muss mit Körnungen von 400, 600, 800, 1500 geschliffen und danach poliert (4000 er bis 10.000er) werden.

War die Schramme nicht tiefer als die oberste Furnierlage, sieht man danach absolut nichts von der Ausbesserung.

 

Dass man die getrockneten Lagen anschleifen muss liegt daran, dass die Epoxy-Lacke keine Lösungsmittel enthalten. Ein höherer Aufwand beim Bauen / Ausbessern, dafür richt (stinkt) das Boot nicht jahrelang nach Chemie, wie z.B. bei GFK-Yachten.

 

Sollte ich in der Zukunft den Rumpf mit einem farbigen Lack „verschönern“ wollen, würde ich zu einem 1-Komponentenlack greifen. Der Rumpf ist ja bereits bestens geschützt und Ausbesserungen gingen erheblich schneller: spachteln, schleifen, lackieren aus der Dose, ohne geringste Mengen mischen (abwiegen) zu müssen.

 

Bauqualität:

Der Rumpf ist sehr solide gebaut, nochmals vielen Dank an die Mitarbeiter der Hechtchip-Werft aus Groningen.

Es kam zu keinem Zeitpunkt, selbst bei starken Winden um 8 Bf und ruppigem Seegang, ein Gefühl von Unsicherheit auf. Im Gegenteil, mit jeder langen „Urlaubsfahrt“ und den unterschiedlichen Wetterbedingungen stieg das Vertrauen in das Boot.

 

Auch der neue, spezielle Kiel mit seinem tieferen Schwerpunkt und um eine Tonne höheren Gewicht hat sich bestens bewährt. Das Boot ist erheblich steifer, man kann später reffen und läuft durch das aufrechtere Segeln eine erstaunlich Höhe am Wind bei hoher Geschwindigkeit.

Der neue Kiel konnte nur montiert werden, da die Werft auf Grund ihrer langjährigen Erfahrung beim Bau von WAARSCHIP - Yachten den Rumpf (mehr Wrangen) stärker ausgeführt hatte, als vom Konstukteur vorgegeben war.

Wir hatten ein Schiff für ausgedehnte Reise und weniger für Regatten geordert.

 

Ein unfreiwilliger Test im Jahre 2014 (sie unter Reiseberichte) hat eindrucksvoll gezeigt wie stabil die Kiel- / Rumpf-Verbindung ausgeführt ist.

 

Entgegen der ursprünglichen Konstruktion haben wir das Rigg mit Backstagen ausgerüstet.

Man braucht sie nicht.

Aber bei Windgeschwindigkeiten über 30 kn nutzen wir sie dann doch. Es gibt ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit und es scheint auch etwas mehr Höhe am Wind möglich zu sein.

 

Ausrüstung:

Eine Übersicht der Ausrüstung incl. Bedienungsanleitung findet sich unter SY-Mirage > Ausstattung, daher hier einige spezielle Erfahrungen.

 

Segel: Die Segelgarderobe passt recht gut, besonders für lange Strecken.
Das 2. Vorstag mit der Starkwindfock (konventionell mit Stagreitern und Segellatten) ist das richtige Segel bei Winden über 18-20 kn an der Kreuz. Die Roll-Genua drehen wir dann einfach ein.
Der 90 m2 Spi von Parasail kann problemlos von 2 Personen genutzt werden.
Für Regatten währe ein Code-Zero Vorsegel noch recht brauchbar (mal sehen...)

 

Wassersensoren: haben sich sehr bewährt. Sollte sich einmal Wasser Zugang zum Schiff verschaffen, bekommt man das sehr schnell mit. So ist dieses Jahr Seewasser durch 2 Bohrungen in den Bugkörben in Segellast eingedrungen. Wir hatten LED-Positionslampen montiert und vergessen die alten Bohrungen zu schließen. Die Alarmanlage meldete dies umgehend und so konnte das Wasser abends im Hafen zeitnah entfernt werden.
Ohne diese Sensoren hätte ich das wahrscheinlich erst im Winterlager entdeckt!!!

 

GPS Backup: Der Raymarine Plotter hatte in den letzten 3 Jahren zwei mal keine Satelliten mehr empfang, natürlich genau dann, wenn man einen genauen Schiffsort braucht. Der GPS Empfänger der Zentralelektronik konnte die Satelliten einwandfrei empfangen. Ein kompletter Reset des Plotters erweckte auch diesen wieder zum Leben, es dauerte halt nur mal etwa 15 Minuten.

 

Pinnenarretierung:

Das rückwärts Einlaufen um z.B. in einer Box festzumachen kann zu einem Problem werden, wenn man alleine, oder nur zu zweit an Bord ist.

Die Pinne kann in einer solchen Situation nicht los gelassen werden. Das anströmende Wasser dreht sie sofort links oder rechts zum Anschlag, was zur Folge hat dass das Boot schnell aus dem Kurs läuft.

Um dies zu verhindern haben wir eine Ruder-Arretierung entworfen und gebaut die das zuverlässig verhindert.

Die Ruderarretierung wird zu diesem Zweck in die Halterung des Pinnenpiloten eingesteckt. Die Pinne ist jetzt immer noch frei bewegbar. Zur Arretierung muss lediglich zum gewünschten Zeitpunkt ein Hebel nach unten gedrückt werden und das Ruder ist festgesetzt. Das funktioniert natürlich ebenso bei Fahrt voraus, man hat so schnell die Hände frei, um z.B. eine Schotwinsch o.ä. zu bedienen.

 

Anker  haben wie 4 Stück. 

- ROCNAR Bügelanker, 15 kg, mit 80m Kette / Leine, zum ankern in Regionen mit hohem Tidenhub
  (Kanalinseln), oder wenn bei Starkwind geankert werden muss.

- FORTRESS Plattenanker, 7 kg Alu, mit 30 m bleibeschwerter Leine, er ist unser „Arbeitsanker“

- M-Anker, 10 kg, in Verbindung mit dem 57 m langen Ankergurt.
  Er ist KEIN guter Allroundanker, aber als Heckanker, wenn er nur mit Zug in Vorwärtsrichtung
  belastet wird ist er sehr gut. Man findet in auf fest allen Booten in Schweden und Finnland.

- Draggen Anker nur 3 kg, als Hilfsanker, den kann man auch mal aus der Hand auf Land / eine Pier
  werfen.

 

Fender:

In den Schleusen von Kiel, Brunsbüttel und Wilhelmshaven findet man Scwimmstege, die nur kurz über die Wasseroberfläche reichen. Normale Fender schützen den Rumpf hier nur sehr schlecht, sie liegen auf der Wasseroberfläche und rutschen schnell auf die Schwimmstege.

Für diese Situation haben wir Fender aus Diesel-Tank-Schläuchen angefertigt.

Sie versinken etwa zur Hälfte im Wasser, rutschen nicht nach oben weg und schützen somit den Rumpf perfekt.

Ein „Leiterfender“ an der Seite ausgebracht erleichtert das ab- und Aufsteigen zu- von den Schwimmstegen ungemein. Man muss nicht springen und vermeidet dadurch ein Ausrutschen auf den oft nassen Schwimmstegen.

 

Seewetterberichte:

Wetterbericht per Internet sind eine tolle Sache, solange man eine Netzverbindung hat.

Wir vertrauen aber lieber unserem WIB3S von MÖRER.

Ohne eigenes Zutuen empfängt und speichert er alle erreichbaren Wetterberichte über NAVTEX , LW und KW- Frequenzen. Damit sind wir, selbst im hohen Norden unabhängig und haben immer Infos über das kommende Wetter.

 

Stromversorgung:

Was die Stromversorgung betrifft haben wir 4 Akkus (ich weis es ist übertrieben).

Ein Akku zum Starten der Maschine, ein weiterer für die Navigation (Elektronik, Funk, Wetterempfänger, Positionslichter etc.) und einer für alles nicht so wichtige (Kühlschrank, Heizung, Leselampen etc.)

Den 4. haben wir noch nie gebraucht, er ist mit 17 Ah klein und dient nur zur unterbrechungsfreien Stromversorgung unserer Zentralelektronik  / Wetterempfänger beim Umschalten auf einen anderen Akku (sie nachstehend), oder zur Versorgung des UKW-Funkgerätes falls in einer Notsituation z.B. die Hauptakkus durch einströmendes Wasser überflutet wurden und dadurch ein Kurzschluss aufgetreten ist.

Sollte z.B. der Navigationsakku ausfallen (ist bereits einmal auf Grund eines Akku-Defektes passiert) genügt es bei unserem Boot gleichzeitig 2 Tasten zu drücken, dann kommt der Strom vom Serviceakku (oder als weitere Option vom Starterakku).

Aufwendiges, langwieriges Kabel-Umklemmen entfällt somit.

Jüngeren Besatzungsmitgliedern, die nicht gewohnt sind ohne Elektronik leben (navigieren) zu können, bleibt dadurch ein Panikanfall erspart.

 

Fahrräder:

Wir haben zwei Klappfahrräder (Bromton), auf die wir unter keinen Umständen verzichten möchten. Beim Einkaufen sind es die reinsten Packesel. Auch die Photo- und Filmausrüstung läßt sich so über größere Entfernungen transportieren. Ich weis, ein iPhone kann auch Bilder oder Videos machen... wenn man keine zu hohen Ansprüche stellt.

 
Regattatauglichkeit:

Was soll am viel sagen? Das Boot ist schnell, geht hoch an den Wind und unser Verein „nervt“ immer zur Teilnahme zumindest an den Stadtmeisterschaften. Wir sind eigentlich keine Regattasegler, vergeigen meistens den Start und belegen doch regelmäßig vordere Plätze (oft den 2.)

Für eine HECHTSCHIP H995 gibt es keinen offiziellen Yardstick Wert, so hat man uns kurzerhand mit einer WAARSCHIP 1010 gleichgesetzt. Vielen Dank für die Ehre. 

Ein großes Vorsegel (Code-Zero o.ä.) für leichte Winde währe noch wünschenswert.

Wenn man vorne mit segeln will, muss man das Boot ausräumen. Fahrräder, Taucherausrüstung inc.. Pressluftflaschen, Anker, Ankerkette (bis auf einen Kleinen) Werkzeuge, Ersatzteile, Bücher, Lebensmittel, Gasflaschen etc. etc.


Langzeitsegeln:

Hier ist es, was die Ausrüstung angeht, genau umgekehrt zum Regatta segeln.

Läuft bei Regatten etwas schief ist das kein Problem, die Begleitboote sind in der Nähe um zu Helfen.

Auf langen Strecken ist man oft weit weg von externer Hilfe. Man muss also weitestgehend alleine klarkommen. Werkzeuge und Ersatzteile kann man gar nicht genug an Bord haben. Lötkolben, Kabel-Crimpzangen, selbst ein kleines Oszilloskop haben wir an Bord.

Besonders für den Motor sollten Ersatz- / Verschleißteile vorhanden sein. Einen passenden Ölfilter kann man nicht überall kaufen und bei „baugleichen“ ist Vorsicht geboten.

Ein, zu Yanmar baugleicher MAN-Filter, war nur um 4 mm im Durchmesser zu groß und konnte nicht angeschraubt werden!

Impeller, Keilriemen etc sollte man ebenfalls nicht vergessen.

 

Navigation:

Für jedes Gebiet das wir befahren haben wir Papier-Seekarten an Bord. Für Gezeitenreviere IMMER die Aktuellsten. In Schweden, Norwegen oder Finnland  nutzen wir auch schon mal ältere, auch wenn das offiziell nicht zulässig ist. Felsen verändern sich nicht so schnell und es kann ein Abgleich mit aktuellen elektronischen Karten erfolgen.

Bei den E-Seekarten verlassen wir uns nicht nur auf ein System. Beim Plotter braucht nur die Stromversorgung zusammenzubrechen und man seht im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. Unser zweites System in ein iPad, damit kommt man unter Deck gut klar, solange es bei Seegang nicht vom Navigationstisch fällt.

 

Sicherheit:

Neben der obligatorischen Ausrüstung wie Schwimmwesten, Sicherheitsgurten und Rettungsinsel haben wir an Bord:

Strecktaue zum Einhaken der Gurte, sie verlaufen vom Cockpit zum Bug und sind
permanent montiert (sonst bringt man sie doch nicht aus)

Um Notrufe abzusetzen nutzen wir das fest installierte UKW-Funkgerät, ein UKW-Handfunkgerät mit eingebautem GPS, ein EBIRP-ähnliches Gerät, um außerhalb der UKW Reichweite über Satellit Hilfe rufen zu können.

Signalpistole (in Schweden nicht mehr erlaubt) und NICO-Signalgeber (auch zur Selbstverteidigung, neben Pfefferspray u.ä.)

Taucherausrüstung incl. 5 und 12 L Pressluftflaschen. Hat uns schon gute Dienste geleistet, um eine lose Opferanode auf der Schraubenwelle festzuziehen, die Schiffsschraube von Muscheln zu befreien und Reste eines Fischernetzes aus der Schraube zu pulen.

 

Lebensmittel / Getränke:

Davon haben wir beim Start für wenigstens 6-8 Wochen an Bord.

Bei der Menge und Größe der Stauräume ist das kein Problem. Wir nutzen noch nicht einmal alle aus.

Man ist dadurch nicht gezwungen permanent Einzukaufen und spart natürlich auch Geld. Mansche Artikel wie Beispielsweise H-Milch oder Erbsensuppe o.ä. gibt es in Finnland einfach nicht.

Getränke kaufen wir in den Niederlanden, da fällt kein Dosenpfand an.

Da ich persönlich auf „Gerolsteiner“ Mineralwasser stehe, kommen davon 4 Kisten an Bord!

 

Hier finden Sie uns

Wolfgang Koob

Helgoländer Str. 15

26802 Moormerland

Kontakt

Rufen Sie einfach an unter

+49 4954 9349010

+49 4954 9349011

oder schicken eine E-Mail an

wolfgang@hechtschip.de

 

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